„Finger weg!“
So kurz war die Antwort meines Freundes.
Ich war zuvor mit meinem Vater im Garten
unterwegs und hatte Pilze gefunden.
Zwischen den Wurzeln der Birke standen ein
paar Schirmlinge, mit hellbraunen Lamellen
und ihrem charakteristisch geschuppten Hut.
Zur Sicherheit hatte ich meinem Pilzexperten
zwei Fotos geschickt und im Internet nach
Verwechslungsgefahren recherchiert.
Ausgerechnet der grüne Knollenblätterpilz
wurde da als ähnlicher Kandidat beschrieben.
Aber die drei Schirmlinge waren eindeutig
bestimmbar und landeten als Mini-Vorspeise
in der Pfanne neben den Pfälzer Bratwürsten.
Sie schmeckten auch lecker.
Zumindest so lange, bis mein Handy brummte
und eine neue Nachricht signalisierte:
„Finger weg!“
Im nächsten Augenblick spürte ich ganz deutlich
den Krampf in meinem Magen.
O nein, es geht schon los -
die Pilze haben ihr Zerstörungswerk begonnen!
Mir wurde schlecht und schwindlig.
Müssen wir sofort ins Krankenhaus,
die Mägen auspumpen?
Wird uns das noch retten?
Ich konnte meinen Freund telefonisch erreichen,
und wir haben nochmal alle Kriterien geprüft.
Ich habe ihm noch weitere Fotos geschickt.
Und dann - endlose Minuten später -
kam die Entwarnung.
Definitiv kein Knollenblätterpilz!
Irgendeine Unterart der Schirmlingsfamilie,
und definitiv nicht giftig.
Und sofort habe ich gespürt,
wie das Gift aus meinem Bauch verschwandt.
An diesem Tag habe ich verstanden,
wie sehr Kopf und Bauch zusammenhängen.
Wie sehr unsere Gedanken die Macht haben,
spürbare Wirklichkeit zu schaffen.
Ich habe auch gelernt, wie komplex die Pilz-
familien sind und was man alles bedenken
muss, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Und ich habe Respekt vor den Entscheidungen
der Virologen und Politiker, die in dieser Zeit
so vieles bedenken und abwägen müssen.
Die auch Fehler machen
und frühere Zusagen nicht mehr halten können.
Leben ist lebenslanges Lernen.
Und ich glaube, die Botschaft der Engel
über der Krippe ist eine wirkliche Heilsbotschaft
für alle Menschen: „Fürchtet euch nicht!“
In unserer komplexen Welt voller Experten,
Kaffeevollautomaten und Künstlicher Intelligenzen
dürfen wir uns einfach mal hinsetzen
und ein neugeborenes Kind bestaunen,
das noch so vieles lernen wird.
Von dem wir so vieles lernen können.
Und darauf vertrauen können, dass diese Welt
– trotz allem – heil ist und heil wird!
Frohe Weihnachtstage
und ein heilvolles neues Jahr 2022
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