Wenn ich in Erbach an der flachen Donau bin, denke ich immer an das Bild von Gott als dem Strom und den Steinen als alles, was wir sind und haben, das wir ihm anvertraut haben, um damit zu arbeiten und es zu schleifen.
Dieses Bild gefällt mir so unheimlich gut, mir vorzustellen, dass Gott wie dieser Fluss ist.
Du spürst die Kraft der Strömung, die Beständigkeit des nicht versiegenden Wasserstroms, die Erfrischung und die sanfte Ruhe.
Und du siehst die vielen Steine, die im Fluss bewahrt und geformt werden:
Die ganzen unvollkommenen, kantigen und zT zerbrochenen Herzen....
Die glatten, bunten, symmetrisch geschliffenen Kunstwerke....
Und die Masse an veralgten Steinbrocken, die wohl schon viele Jahre unbeachtet im Strom liegen.
Dann denke ich:
Wie gern würde ich hier im Strom ein von Gott zur Vollendung geschliffenes, schönes Herz finden.
Doch ich finde nur all diese unfertigen, schrägen, kantigen, zerbrochenen, ansatzweise erkennbaren Herzsteine.
Doch ist es nicht genau das?
Sind wir nicht alle, du und ich, unfertige, unvollkommene und beschädigte Herzen, die sich in der Gewalt Gottes befinden und danach sehnen, zur Vollendung geschliffen zu werden?
Irgendwann von einer Hand aufgehoben zu werden und endlich wunderschön zu sein? Ohne Narben? Ohne Kanten?
Doch wir befinden uns alle in diesem lebenslangen Prozess, bei dem wir immer weiter geschliffen werden, doch nie bis zur Vollendung geraten.
Ich - ein unperfektes Herz ... unter vielen anderen unperfekten Herzen.
Dann findet man aber auch so viele überraschend schöne, glatte, bunte und geschliffene Steine, die mich immer wieder überraschen.
Dann denke ich mir:
Der Fluss hat mir so viel Schönes zu bieten!
So viel kann ich dort finden und rausholen - wenn ich nur dafür offen bin und nicht zu starre Vorstellungen davon habe, was ich suche und haben will.
Gott hält so viel Schönes für uns bereit, das er viele Jahre für uns zurechtgeschliffen hat und das er uns schenken möchte. Vielleicht ist es nicht das Erhoffte. Nicht das schön geschliffene Herz. Aber etwas anderes. Etwas ebenso schönes.
Man muss nur die Augen aufmachen und dankbar sein für das, was man bekommt.
Und dann die ganzen Brocken. Die veralgten, bewachsenen, nichtssagenden Ackersteine.
Die Lasten, Sorgen, Ängste, Enttäuschungen, unerfüllten Hoffnungen, die wir einst in den Fluss geworfen haben und geschafft haben, uns wirklich davon zu befreien. Sie liegen einfach im Fluss, der sie bereitwillig aufgenommen hat. Wir mussten sie nicht länger mit uns rumtragen und konnten sie einfach vergessen. Veralgen lassen. Und Gott weiß, wie lange diese Steine noch so rumliegen oder wann sie wieder ins Rollen geraten, um für etwas ganz neues zurechtgeschliffen zu werden.
Das alles passiert im Fluss.
Und ich bin eigentlich nicht mehr als einfach nur einer dieser Steine in diesem Fluss.
Ein unvollkommenes Herz, das sich der Zeit und dem Prozess ergibt, langsam abgeschliffen zu werden.
Doch wie oft kämpfen wir mit der Ungeduld, weil die Dinge für uns einfach nicht so zu laufen scheinen, wie wir es uns vorgestellt hätten. Es ist uns zu mühsam... geht viel zu langsam voran... .
Manch einer holt dann den Schleifstein heraus und denkt sich: Das kann ich alles doch viel besser und schneller erreichen.
Aber dass Gewalt einen Stein zerstören kann und Gott oft ganz andere Vorstellungen hat, wie die Steine am Ende aussehen sollen, als wir ... das nehmen wir unbedacht in Kauf.
Und machen uns und andere damit unglücklich.
Wir spielen Gott ... und stören den optimalen Prozess der Natur.
Doch irgendwann müssen wir aufgeben und der Fluss kommt wieder zum Zuge, sein Werk zu vollenden.
Es braucht uns nicht zu beunruhigen, dass wir die Dinge nicht wirklich in der Hand haben.
Eigentlich dürfen wir in absolutem Frieden darin ruhen, einfach nur ein Stein im Fluss sein zu dürfen und darauf vertrauen zu können, dass Gott schon ALLES gut macht!
Gott segne euch!
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