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Wohin die Liebe fällt

Episodenbeschreibung:
Ein Paar streitet sich um die Aufgabenverteilung beim Haushalt. Ein anderes ist in einer Spirale aus Eifersucht und Kontrolle gefangen. Ein anderes sucht nach totaler Harmonie und Einssein – und wird von starken Ängsten geplagt, sobald kleine Differenzen entstehen. Die Folge beschäftigt sich mit dem oftmals konflikthaften Zusammenspiel in Paarbeziehungen, ausgehend von dem berühmten psychodynamischen Konzept der Kollusion. In Paarbeziehungen bilden sich oftmals die Linien unbewußter Sehnsüchte und Ängste ab, die schon bei der Partnerwahl ausschlaggebend sind und in unserer Lebensgeschichte verankert liegen. Themen sind u.a.: Beziehungsdynamik der Eifersucht, narzißtische Beziehungsdynamiken, Helfer-Dynamik

Wohin die Liebe fällt – Rätsel des Unbewußten

=> Wie finden zwei Menschen zusammen?

=> Was bindet zwei Menschen dauerhaft aneinander?

=> Was läßt Bindungen zerspringen?

Wenn sich zwei Menschen begegnen etwa bei einem Date tasten sich nicht nur die prüfenden Blicke, sondern auch das jeweilige Unbewußte ab. Man spricht von einer Kommunikation von Unbewußt zu Unbewußt, bei der auf einer merklichen Ebene entschieden wird, ab und inwiefern Interesse an jeweiligen Gegenüber besteht.
Ohne diese unbewußte Passung keine Paarbeziehung. Wobei Passung nicht zwingend Liebesglück bedeutet.
Es geht dabei nicht nur darum, wie der andere wirklich ist, zu welchen Fantasien er oder sie angeregt, was er verheißt, was man in ihm sieht oder sehen kann.
Es geht nicht nur darum, was der andere tut, sondern auch, wie wir ihn dabei empfinden. Was der eine als fürsorglich und behütend erlebt, wirkt auf den anderen kontrollierend und übergriffig. Wir erschaffen unser Gegenüber immer auch ein Stück weit in unserer Wahrnehmung entlang der Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben.
Als allgemeine Regel gilt vielleicht, eine Paarbeziehung kommt meist zustande, weil unbewußt jeder Partner einerseits bei einem Partner zu erfüllen hofft, andererseits was mit dem anderen gerade zu vermeiden oder abzuwenden versucht.
Jede Beziehung hat einen Sehnsucht- und einen Abwehraspekt. Was das jeweils ist, kann sehr unterschiedlich sein.
Alle menschlichen Grundkonflikte übersetzen sich auch in unseren Beziehungen. Oft in komplementären Rollen, etwa zwischen einem Part, der eher die autonome Seite, dem anderen, der eher eine abhängige Seite einnimmt. Eine Seite die versorgt, die andere, die sich versorgen läßt, ein Part der Anerkennung oder Bewunderung sucht, der andere der ihn anerkennt und bewundert.
In jeder Beziehung gibt es sowohl progressive als auch regressive Tendenzen. Eine wie auch immer lebendige Beziehung ist dadurch gekennzeichnet, daß diese Rollen nicht fix zwischen den Partnern verteilt sind, sondern zumindest im Verlaufe der Zeit beweglich bleiben.

Beispiel:
Eine junge Frau und ein junger Mann lernen sich in der Zeit nach ihren Schulabschluß kennen. Die Frau bewundert zunächst den jungen Mann, der sehr selbstbewußt auftritt, einen großen Freundeskreis hat, draufgängerisch ist, etwas Starkes und Dominantes ausstrahlt. Auf der Seite der Frau, die vielleicht noch selbst unsicher ist, gibt es die Sehnsucht mit diesem Mann an ihrer Seite ein Stück der eigenen Unsicherheit überwinden zu können, ganz Frau zu werden und zu sich selbst stehen zu können. Auf der Seite des Mannes gibt es eine Sehnsucht bewundert, und anerkannt zu werden. Vielleicht weil er eben doch nicht ganz so sicher ist, wie es nach außen hin den Anschein hat. Die beiden werden ein Paar. Mit der Zeit gibt es bei der Frau eine Entwicklung, sie wird selbstbewußter, bekommt ein Gefühl dafür, was sie kann, steht vielleicht auch beruflich auf eigenen Beinen.
Die entscheidende Frage für die Partnerschaft ist nun, ob auch die Paarbeziehung diese Entwicklung mitvollzieht?
Vielleicht sogar befördert, kann der Mann die Frau anerkennen, ihre Stärke zulassen, ihr Raum geben, sie auch bewundern?
Der junge Mann hat im Verlauf der Zeit auch eine Entwicklung vollzogen, was in seinem Fall bedeutet eigene Momente von Unsicherheit, Schwäche, Sehnsucht zulassen zu können, sich auch einmal in die abgängige, begehrende, bewundernde Position zu begeben. Hier ist umgekehrt die Frage, kann die Frau ihren Mann trotz dem noch lieben, begehren, attraktiv empfinden, auch wenn er etwas von seiner Dominanz und Stärke aufgibt?
Gelingt dies, wird die Beziehung ein Raum der Entwicklung, indem die Rollen wechseln können, die Partner, sowohl progressive als auch regressive Aspekte ihrer Persönlichkeit entfalten und damit sicherlich eine größere Zufriedenheit finden werden.
Neurotische oder blockierte Beziehungsdynamiken zeichnen sich dagegen aus, daß sie sich nicht oder kaum aus einer fixen Rollenverteilung lösen können, sich bestimmte Muster immer wiederholen. Etwa weil beide Partner zu große Angst vor dem haben, was drohen könnte, wenn man eine bestimmte Position verläßt. Der Begriff Kollision bezeichnet dabei eine unbewußtes Zusammenspiel beider Partner, die wie Schlüssel und Schloß fixe Funktion in der Beziehung einnehmen.
Kollision kommt vom lateinischen „collidere“, Zusammenspiel, was oftmals in einer Kollision mündet, dem Zusammenprall. Die Paardynamik in einer Kollision zielt gerade darauf ab, bestimmte Konfliktfelder zu vermeiden bzw. ein bestimmten ungelösten Konflikt zu bewältigen. Eine Seite nahezu immer abhängig, die andere unabhängig. Die eine vermeintlich stark, die andere schwach. Doch nur auf den ersten Blick ergibt sich daraus eine befriedigende Passung, denn niemand kann glücklich werden, wenn er um unser Beispiel aufzugreifen, seine Persönlichkeit nicht entwickeln, zu einem Selbstbewußtsein und der eigenen Stärke finden kann, und ebenso kann niemand glücklich werden, der nie schwach sein darf, immer „the man“ sein muß. Auf beiden Seiten staut sich zunehmend Frustration auf und das Gefühl, ein wichtiger Teil der eigenen Persönlichkeit komme zu kurz.
Vielen Paarkonflikten liegen kollusive Beziehungsmuster zugrunde, wobei oft gerade der eigene Anteil an der Konfliktdynamik unbewußt bleibt, jeder der Partner das Gefühl hat, ich kann nicht weil der andere.

https://psy-cast.org/de/folge-62-wohin-die-liebe-fallt-psychoanalyse-der-paarbeziehung/


Verfasst: 17.06.2024, 09:47 Uhr
Editiert: 17.06.2024, 10:00 Uhr

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