28 Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern, so ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrschen kann. (Spr 25:28, Schlachter)
9 Sei nicht schnell, dich zu ärgern; denn Ärger ruht im Herzen des Toren. (Prediger 7:9, Luther)
5 Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz ⟨erregt wurden⟩, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen. (Rö 7:5, Elb)
Nicht nur Unreife und Entwicklungsstörungen hemmen unser Leben und Personsein, sondern auch Verwundungen und Krankheiten der Seele. Was für unseren Körper die Organe sind, sind für unsere Seele die Gefühle. Sie können wie ein guter Organismus funktionieren, aber sie können auch durcheinander geraten und sogar sterben. Die Gefühle beeinflussen unser Leben ständig, auch wenn es uns nicht bewußt ist. Sie geben als Stimmung dem Tag ihre Farbe – düster oder hell. Sie können auch aus inneren Verwundungen heraus ständig Kräfte abziehen und ganze Lebensbereiche blockieren. Traumatische Erlebnisse machen uns manchmal unfähig, auf den von den Erlebnissen betroffenen und angrenzenden Gebieten gesund zu empfinden und zu reagieren, zum Beispiel in der Sexualität oder im Bereich der religiösen Erfahrungen. Die angeschlagenen Gefühle lassen sich dabei leicht bestätigen durch Argumente, die erklären, warum gerade dieser Erlebnisbereich nicht wichtig oder interessant ist, oder warum man an dieser oder jener Stelle eigentlich gar nichts erleben will. Die blockierten Gefühle sind dann besonders stark und werden fixiert, wenn sie durch solche rationalen Begründungen ihre Berechtigung gefunden haben.
Ängste können so groß werden, daß sie uns hindern, Neues zu erleben und andere, positive Erfahrungen zu machen. Die Angst vor dem Wasser macht das Schwimmenlernen unmöglich. Die Angst vor dem Fliegen kann unter Umständen die Urlaubsplanung einer ganzen Familie einseitig festlegen und damit einschränken. Verstimmungen halten oft jahrelang an und vergiften ganze Lebensabschnitte, die dann auch später in Erinnerung als dunkel und belastend auftauchen. Diese Störungen betreffen immer auch das soziale Umfeld; eine gestörte Sexualität beispielsweise ist ja nicht nur für den Betroffenen eine Behinderung, sondern gleichzeitig für den Partner.
Verstimmungen können sich in einer Gruppe wie eine schleichende Vergiftung ausbreiten und die Atmosphäre belasten. Eine Heilung der Persönlichkeit ist immer an eine Heilung der Gefühle gekoppelt.
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(Wilhard Becker, „Dem Leben eine Perspektive geben“, 1993)
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