5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus ⟨war⟩,
6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. (Phil 2:5-6, Elb)
2,5 »Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war.« Paulus weist die Philipper nun auf das Vorbild des Herrn Jesus Christus hin. Welche Haltung hatte er? Was war für sein Verhalten anderen gegenüber kennzeichnend?
Guy King hat die Gesinnung Christi treffend beschrieben:
1. die Gesinnung in seiner Selbstlosigkeit,
2. die Gesinnung in seinem Opfer und
3. die Gesinnung in seinem Dienst.
Der Herr dachte ständig an andere.
Für mich den Fluch musst’ er tragen,
ging er in die Schmach, den Tod; für mich,
den schuldigen Sünder, tat er es, der heilige Gott.
(Charles H. Gabriel)
2,6 Wenn wir lesen, dass Christus »in Gestalt Gottes war«, dann erfahren wir hier, dass er vor aller Ewigkeit schon Gott war. Es bedeutet nicht einfach, dass er Gott glich, sondern dass er im wahrsten Sinne des Wortes Gott war.
Doch er »achtete … es nicht für einen Raub …, Gott gleich zu sein«. Hier ist es ausgesprochen wichtig, zwischen der stellungsmäßigen und der persönlichen Gleichheit mit Gott zu unterscheiden. Als Person war Christus immer Gott gleich. Dies ist auch in der Gegenwart und Zukunft stets der Fall. Es wäre ihm unmöglich, dies aufzugeben. Doch in seiner Stellung blieb er nicht Gott gleich.
Von aller Ewigkeit her hatte er die gleiche Stellung wie sein Vater und erfreute sich der Herrlichkeit des Himmels. Doch er »achtete« diese Stellung nicht als etwas, das er unter allen Umständen hätte fest- halten müssen. Als es darum ging, eine verlorene Menschheit zu erretten, war er gewillt, seine stellungsmäßige Gleichheit mit »Gott« aufzugeben – die Freude und Bequemlichkeit des Himmels. Er war nicht der Ansicht, dass diese etwas seien, das er für immer und unter allen Umständen festhalten musste.
Deshalb war er willig, in diese Welt zu kommen, um den Widerstand der Sünder gegen sich selbst zu ertragen. Gott der Vater wurde nie angespuckt, geschlagen oder gekreuzigt. In diesem Sinne war der Vater größer als der Sohn – nicht als Person, sondern in seiner Stellung und in seiner Seinsweise. Jesus drückt das in Johannes 14,28 aus: »Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.« Mit anderen Worten, die Jünger hätten sich freuen sollen, dass er in die himmlische Heimat gehen würde.
Als er auf Erden war, wurde er gequält und verworfen. Er befand sich in niedrigeren Umständen als sein Vater. In diesem Sinne war sein Vater größer. Doch als er in den Himmel zurückkehrte, war er wieder sowohl von den Umständen her als auch von seiner Person her dem Vater gleich.
Gifford erklärt:
So geht es hier nicht um die Natur oder das Wesen … sondern um die Seinsweise, die in diesem zweiten Halbsatz beschrieben wird [»achtete es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein«]. Man beachte, dass eine Seinsweise gegen eine andere ausgetauscht werden kann, wenn auch das Wesen selbst nicht veränderbar ist. Wir sollten auf Paulus’ eigenes Bild aus 2. Korinther 8,9 zurückgreifen: »Er, da er reich war, (wurde) um euretwillen arm …, damit ihr durch seine Armut reich würdet.« In beiden Fällen geht es hier um eine Seinsweise, nicht um die Wesensart. Wenn ein Armer reich wird, so wird die Lebensweise verändert, nicht jedoch sein Wesen als Mensch.
Genauso ist es mit dem Sohn Gottes: Er stieg aus seiner reichen und herrlichen Seinsweise, die die rechte und passende Verwirklichung seiner göttlichen Natur war, um unsertwillen hinab. Es begab sich in eine bezüglich seines irdischen Lebens unendlich niedrigere und ärmere Seinsweise, die er zusammen mit seinem menschlichen Leib annahm.
(William Macdonald)
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