Als Venedigs Macht zu Lande und zu Wasser bereits im Sinken begriffen
ist, da steigt Venedigs Kunst zu ihrer Höhe. Gegen 1470 kommt eine
hochdekorative Renaissancekunst in der Architektur auf, die aus der
Lombardei importiert wird. So entsteht in buntem Marmor eine elegante
Reihe von Kirchen, Festräumen und Palästen mit Ausstattungen von Bellini,
Giorgione und Carpaccio. Gegen 1530 bringen mächtige Säulen
und Bogenreihen die imperiale römische Renaissance in die Lagune:
aus der Piazza San Marco soll ein Forum Romanum werden. Dass sich
die neuen Formen aber mit der älteren Gotik und der byzantinischen
Romanik bruchlos zu einem Gesamtkunstwerk verbinden, das gehört
zu den Wundern Venedigs! Mit Tizian, Veronese und Tintoretto wirken
dort die Meister der zweiten Generation der Renaissance und gelten als
Höhepunkte der europäischen Malerei. Den Schlußpunkt aber setzt wieder
ein Architekt: Palladios Tempel steigen aus den Fluten und bereiten
dem Barock den Weg.