Entsündige mich mit Isop, daß ich rein
werde, wasche mich, daß ich weißer werde
als Schnee.
Psalm 51,9
Die erste Erkenntnis, die ein Mensch gewinnen muß, ist
die seines gefallenen, sündigen Zustandes. Wenn ich nicht
weiß, wie sehr alle meine Kräfte erniedrigt und verderbt
sind, wie durch und durch verkehrt mein Wille ist, wie
weit mein Verstand die rechte Bahn verlassen hat und wie
sehr die Lust der Sünde mein ganzes Wesen durchdringt,
dann kann mir auch nicht der ganze Umfang meiner
Schuld bekannt sein.
Sieh dies Stück Eisen; es wird auf den Amboß gelegt und
mit schweren Hämmern bearbeitet. Tausend und aber
tausend Funken stieben umher. Könntest du sie zählen?
Und wenn es möglich wäre, so stünde sogleich die andere
Frage dahinter, wie viele ungeborene Funken noch in dem
Eisenblock enthalten sein mögen. Sie schlummern noch,
können aber jederzeit geweckt werden.
So ist es mit unserer sündigen Natur. Die Versuchungen
sind die Hämmer, die Sünden die Funken. Selbst wenn
wir die fliegenden Funken zählen könnten, so ist das doch
bei den noch ungeborenen Funken nicht der Fall.
Lauter Sündenkeime schlummern noch in unseren Herzen. Ihre
Zahl müßten wir wissen, wenn wir die ganze Sünd-
haftigkeit unserer Natur begreifen wollten.
Jener alte Römer, der sagte, er möchte ein Fenster in
seinem Herzen haben, damit jedermann hineinschauen
könne, kannte sich selbst nicht. Hätte er ein solches Fenster
bekommen, er würde sehr bald auch, um die dazu gehören-
den Fensterläden gebeten haben.
Hätte er je in sein Herz
sehen können, er wäre entsetzt gewesen. Darum erspart
Gott allen Augen außer den seinigen jenen entsetzlichen
Anblick, den Anblick eines enthüllten Menschenherzens.
Großer Gott, hier stehen wir still und rufen mit dem
Psalmisten aus: „Entsündige mich mit Isop, daß ich rein
werde, wasche mich, daß ich schneeweiß werde!"Amen
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